De-Mail im „Ausschuss Digitale Agenda“

Am 23. September 2015 diskutierte der Ausschuss „Digitale Agenda“ des Bundestages unter anderem den „Bericht der Bundesregierung zum Thema aktueller Stand De-Mail“. Die Sitzung war nicht-öffentlich, ebenso  wie der Bericht, wenn es sich nicht um den Evaluationsbericht vom Februar 2015 handelte. Man darf aber wohl annehmen, dass Bericht wie Diskussion ein wenig enttäuschend ausfielen. Denn Thomas Jarzombek als Vertreter der CDU im Ausschuss lässt in einer Pressemitteilung verlautbaren:

De-Mail hat leider bislang noch keinen hinreichenden Erfolg, nur rund eine Million Nutzer sind viel zu wenig. … Allein die Nutzung für Behördenkommunikation ist zu wenig, um die Menschen für die Registrierung bei De-Mail zu gewinnen.

Aber: Hilfe naht! In Form von mehr Anwendungen („Ein Beispiel könnte mittelfristig die Anwendung im Gesundheitsbereich sein.“) und einer leichteren Registrierung:

Zudem muss De-Mail vor allem bei der Registrierung einfacher werden: Es sollten künftig Bürger bei der Beantragung eines neuen Personalausweises in ihrem Bürgerbüro gleich eine Registrierung für De-Mail in einem Schritt mit erledigen können.

Ich bin gespannt!

De-Mail als Sinnbild eines Trauerspiels

In der — pardon! — Welt resümiert Stefan @doener Dörner unter der restoptimistischen Überschrift „Großbaustelle Digitalisierung“ sehr lesenswert die mageren Ergebnisse der Digitalpolitik des in den Zeiten von „Maschinen, Stahl, Schrott und Schrauben“ einst so erfolgreichen Deutschlands. Die Einleitung bestimmt den Tenor des Kommenden:

Aus den USA kommen Google, das iPhone und Facebook – aus Deutschland kommt De-Mail.

Und so geht es weiter, gespickt mit wunderbaren Zitaten:

Vier Jahre später kommt der eGovernment Monitor 2015 der Initiative D21 in einer Umfrage unter deutschen Internetnutzern zum ernüchternden Fazit: „Das Thema De-Mail scheint in der deutschen Bevölkerung weiterhin wenig präsent zu sein.“

 

De-Mail sei nicht mehr als ein „sicher konfigurierter E-Mail-Server“, sagt Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC). Für ihn ist die Technik Geldverschwendung

 

Für Thomas Jarzombek, digitalpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ist De-Mail ein „viel zu isoliertes System“ und die „Benutzerfreundlichkeit miserabel„.

 

„Die Nutzungszahlen sind glaube ich ziemlich verheerend„, sagt Lars Klingbeil, netzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

 

Die United Internet AG hat den Vertrieb der De-Mail-Angebote inzwischen „heruntergefahren, bis es die ersten Massenanwendungen gibt“, sagt Jan Oetjen, Geschäftsführer GMX und WEB.DE – den beiden E-Mail-Angeboten des deutschen Unternehmens.

Es wäre lustig, wäre es nicht so traurig.

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Zwei Leute mit De-Mail

Detlef @dborch Borchers twitterte gestern:

Catch-22 live: Im Poststreik auf #DeMail umsteigen scheiterte vielerorts am Ident-Verfahren der ……. Post.“

Woraufhin Volker @vowe Weber entgegnete:

„Ich kenne zwei Leute mit #DeMail. Einer wohnt in Berlin und schreibt drüber. Der andere verkauft #Inkamail.“

[Erklärlinks nur hier.]

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„De-Nutzlos“

Volker Weber braucht nur 27 Wörter unter der Überschrift „De-Nutzlos“:

GMX und Web.de gleichlautend:

‚Um Ihren De-Mail-Vertrag zu beenden, senden Sie uns bitte eine unterschriebene Kündigung per Brief oder Fax‘

Besser kann man die Nutzlosigkeit nicht dokumentieren.

Der erste Kommentator hat’s denn auch begriffen:

Warum ist das eigentlich nicht per De-Mail möglich?

Denn noch heute heißt es auf den entsprechenden Produktseiten:

De-Mail ist ein staatlich geprüfter Dienst für eine rechtssichere Kommunikation im Internet. Mit De-Mail kommunizieren Sie einfach, elektronisch rechtssicher, vertraulich und verbindlich.

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„Geschenkt noch zu teuer“?

März 2013:

Auf der CeBIT hat das Unternehmen 1&1 (Halle 7, Stand B50) mit den Marken Web.de und GMX am Dienstag die De-Mail-Zertifizierungsurkunde des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Damit steht De-Mail für 65 Prozent aller deutschen E-Mail-Postfächer zur Verfügung. Der ausschließlich für Privatkunden gedachte Dienst beinhaltet 10 kostenfreie De-Mails, ab der 11. Mail werden 39 Cent für einen Standardbrief fällig.

März 2014:

Die United-Internet-Konzernschwestern GMX und Web.de (Halle 7, Stand A58) gestehen den De-Mail-Nutzern unter ihren Kunden ab sofort Versand und Empfang einer unbegrenzten Zahl von De-Mails zu. Vor einem Jahr hatten die beiden Mailanbieter das Freikontingent zum Start der CeBIT von fünf auf zehn De-Mails verdoppelt. ….

Geld verdienen die De-Mail-Anbieter vermutlich vor allem mit professionellen Nutzern, die De-Mail als mögliches Ersatzmedium für die Briefpost betrachten.

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Schnipsel Februar 2014

Diese Nachrichten lassen sich wohl auf folgenden gemeinsamen Nenner bringen: Die De-Mail ist noch immer hoffnungslos unbeliebt, da helfen weder Tricksereien noch vollmundige Beschwörungen. Doch es gibt da einen Lichtblick – die Politik beginnt womöglich zu verstehen.

* * *

Thomas Heuzeroth befragt für die „Welt am Sonntag“ United-Internet-Chef Ralph Dommermuth, „Deutschlands einzigen Internet-Milliardär“. Und hätte große Mühe, seine offenbar tiefempfundenen Ehrfurcht und Begeisterung zu verbergen. Stattdessen schmeichelt er dem Gegenüber schamlos. Der bedankt sich höflich mit einer kleinen Lüge über die vermeintliche Seriosität von welt.de.

Fühlen Sie sich eigentlich sicher, wenn Sie im Internet unterwegs sind?

Es kommt darauf an, wo ich mich bewege. Wenn ich auf der Webseite der Welt online bin, habe ich auf jeden Fall ein gutes Gefühl.

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„Bullshit made in Germany“

Linus Neumann, Experte des von den Grünen benannten CCC in den Anhörungen zum E-Government- und zum E-Justiz-Gesetz, berichtet in seinem unterhaltsamen Vortrag auf dem 30. Chaos Communication Congress 30c3 unter anderem von eben diesen Anhörungen. Er vertieft in den knapp 40 Minuten, in denen er sich mit De-Mail befasst, seine Kritik an der vermeintlichen „Sicherheit“ und „Nachvollziehbarkeit“ der De-Mail. Stefan Krempel fasst – ganz ähnlich wie Kai Biermann auf ZEIT Online – den Vortrag bei heise.de wie folgt zusammen:

Bei De-Mail habe sich die Politik jahrelang „mit Händen und Füßen“ gegen eine durchgehende Verschlüsselung gewehrt…

De-Mail hätte laut Neumann zudem prinzipiell die beste Möglichkeit geboten, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung standardmäßig zu implementieren und so für alle Nutzer leicht anwendbar zu machen. Dies erkläre aber auch bereits, warum es anders gekommen sei. Die eigentlichen Ziele, die die Politik mit dem Dienst verfolge, bestünden in der Wirtschaftsförderung und dem Erhalt der Abhörbarkeit der Kommunikation.

Mit dem vorgesehenen Virenscan beim Anbieter werde eine kurzfristige Entschlüsselung von De-Mails erlaubt, erläuterte Neumann seine Bedenken. Die elektronischen Briefe lägen auf den Servern so „faktisch unverschlüsselt“, was er bei einer Anhörung im Bundestag zum späteren E-Government-Gesetz im März auch klar gemacht habe. Die Abgeordneten hätten sich davon aber nicht beeindrucken lassen und „für jedes technische Problem eine juristische Lösung“ gefunden.

Letztlich bezeichnete der Hacker De-Mail so als „Traum für das Bundeskriminalamt und den Verfassungsschutz“, da sich für sie die „Spam-Problematik“ löse und die Behörden gezielter ermitteln und spionieren könnten. Letztlich habe der Gesetzgeber De-Mails mit dem E-Justiz-Gesetz gar für rechtsverbindlich erklärt, „weil sie vom Anbieter signiert werden“. Gemäß dieser Logik müsste auch jeder Brief als Beweismittel vor Gericht anerkannt werden, den die Post „für mich unterschreibt“.

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