Telekom kündigt De-Mail-Start an

Wie erwartet kündigte die Telekom vergangenen Mittwoch in einer Video-Pressekonferenz den Start ihres De-Mail-Dienstes zum kommenden Freitag (im Rahmen der Internationalen Funkausstellung) an. Die Presse schreibt denn auch begeistert mit. Begeistert zumindest von der Möglichkeit, etwas schreiben zu können: Über die Pressemitteilung samt hoffnungsvoller PR (Riesenmarkt, billiger als ein Brief, Allianz und Targobank als Vorzeigekunden) kommen weder Süddeutsche, Rundschau/Berliner noch gar der Focus hinaus.

Der Deutschlandfunk hingegen wagt den Blick auf die Konkurrenz, den etwas dahindümpelnden E-Post-Brief:

Aber neue Kommunikationsweisen setzen sich halt auch nur sehr langsam durch. Bei der Allianz hat man das beim E-Post-Brief festgestellt, einem Konkurrenz-Dienst der gelben Post mit ähnlichen Merkmalen.

„Unsere bisherige Beobachtung ist, dass der E-Post-Brief noch keinen anderen Kommunikationskanal verdrängt und insofern auch noch keine substanzielle Größenordnung hat. Von neuen Kommunikationswegen ist das auch nicht unmittelbar zu erwarten.“

Er erwähnt zudem die Vorbehalte der Sachverständigen gegen die Sicherheit des Dienstes, ebenso wie die Financial Times:

Die Piratenpartei kritisierte, dass die Verschlüsselung nicht vom Computer des Absenders bis zum Computer des Empfängers gelte. Damit bleibe die Sicherheit auf der Strecke. Die Telekom hält dagegen, dass eine Verschlüsselung von Rechner zu Rechner nicht anwenderfreundlich sei.

Am umfangreichsten und kundigsten ist wie immer der Beitrag von Detlef Borchers auf heise.de.

De-Mail soll bei der Allianz-Versicherung dazu beitragen, Prozesse unterschriftsfrei zu gestalten, erklärte Alexander Vollert, Vorstand Betriebsorganisation der Versicherung. Durch den weitgehenden Wegfall der Schriftformerfordernis könnten mit De-Mail unterschriebene Anträge verschickt und Unterlagen eingereicht werden, die schnell und sicher dank identifizierter Herkunft sofort weiterbearbeitet werden können. Nach Angaben von Vollert verarbeitet die Allianz im Posteingang 120 Millionen Seiten pro Jahr, wobei 70% per Brief/Fax und bereits jetzt schon 30% per Mail eingehen. Bei den 70% handele es sich überwiegend um Seiten, die unterschrieben werden mussten, dies soll ab sofort eine Lösung der Vergangenheit sein. Auf Nachfrage erklärte Vollert, dessen Versicherung auch Kunde im konkurrierenden ePost-System der Deutschen Post ist, dass dort das ePost-Aufkommen bisher „kein substanzielles Volumen“ erreicht habe.

Das entsprechende Wiki der Piratenpartei, auf das er abschließend verweist, bleibt hinter dem lesenswerten Beitrag Borchers‘ zurück.

Das amüsanteste Detail dieser kleinen Presseschau ist eine mit mehr Engagement als Kenntnis geschriebene Warnung des „Webwork Magazins“:

Die Welt hat bezahlte Emaildienste so nötig wie einen dicken Pickel am Hintern. Dazu noch für Emaildienste, bei denen jeder Politiker oder hilfswillige Beamte mal eben nachschauen kann, wer da wem einen Liebesbrief geschrieben hat und vor allem was drinsteht.

Die Pressestelle von United Internet ist entsprechend fassungslos:

Selten so einen schlecht recherchierten Artikel zu De-Mail gelesen – und wir, als WEB.DE- und GMX-Pressestelle, lesen hier sehr sehr viel über das Thema De-Mail. … Fast sämtliche Behauptungen sind in diesem Artikel völlig aus der Luft gegriffen.