Der IT-Planungsrat, die auf Art. 91c GG gestützte Lösung des Problems „Föderalismus in Zeiten des Internet“, legte gestern die Studie „Zukunftspfade – Digitales Deutschland 2020“ vor. In der Pressemitteilung heißt es:
[In der Studie] werden die gesellschaftspolitisch wichtigsten Bereiche der Digitalisierung analysiert. Neben den digitalen Trends in Politik und Verwaltung gehören dazu auch Grundlagenthemen wie Infrastruktur, Souveränität, Sicherheit und Datenschutz sowie die digitalen Lebenswelten der Bürger (Verwaltung, Arbeit, Verkehr und Mobilität, Umwelt und Energie, Gesundheit und Kultur).
Hierfür stellt das 76-seitige PDF in vielen, vielen Graphiken, Diagrammen und Zitaten die Ergebnisse einer „Befragung von Experten aus dem digitalen bzw. IKT-Umfeld“ dar, die so unübertroffen gut und werthaltig ist, dass darauf gleich mehrfach hingewiesen werden muss:
Hinsichtlich der beruflichen Erfahrungsjahre der Befragten im Bereich IKT?/ Digitalisierung zeigt sich deutlich, dass sich die Stichprobe vor allem aus sehr erfahrenen Experten zusammensetzt. …
Bezogen auf die fachliche Herkunft der Befragten zeigt sich eine gute Mischung besonders aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. …
Die Zusammensetzung der Experten in der Stichprobe deutet auf eine hohe Qualität der Antworten hin, da zum einen sehr erfahrene Experten an der Befragung teilgenommen haben, zum anderen diese unterschiedliche Hintergrunde haben (Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft) und damit verschiedene Sichtweisen einen Einfluss auf die Ergebnisse haben.
Dankenswerterweise für den IT-Planungsrat – ein Gremium zur Koordinierung der IT-Aufgaben von Bund und Ländern, das sich die Entwicklung von ganzheitlichen, übergreifenden Digitalisierungs- und IT-Strategien zur Aufgabe gemacht hat – kommt die Studie zu dem Ergebnis:
Die Ergebnisse der Expertenbefragung und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse zeigen, dass eine ganzheitliche, übergreifende Digitalisierungs- und IT-Strategie fur Deutschland zeitnah zwingend erforderlich ist. Nur so sind die zukünftigen Potenziale des digitalen Wandels zum Wohle der Gesellschaft und der Wirtschaft bestmöglich nutzbar. Daher bedarf es eines gemeinsamen Vorgehens und zeitnaher Maßnahmen zur Gestaltung der IT- Systeme und Infrastrukturen in den verschiedenen Lebenswelten der Bürger…
Um gestärkt aus der Digitalisierung hervorzugehen, muss der Staat seine Gestaltungsmöglichkeiten ausschöpfen und die Grundlagenthemen bei der Weiterentwicklung der Vernetzung priorisieren. Im föderalen Kontext soll der IT-Planungsrat bei der Gestaltung der Digitalisierung eine treibende Rolle als steuernder Moderator, Koordinator und gestaltende Kraft einnehmen.
Gut.
Aber nicht hierum geht es mir. Sondern um die doch recht bescheidene Rolle, die die De-Mail und der „neue“ Personalausweis in den Augen des IT-Planungsrates in den kommenden fünf bis zehn Jahren spielen werden:
Eine passende Infrastruktur zur sicheren Kommunikation für E-Government-Dienste bietet der neue elektronische Personalausweis (nPA ), der seit November 2010 ausgestellt wird und eine Online-Ausweisfunktion für den Einsatz an Automaten oder Terminals und im Internet beinhaltet. Dieser kann auch für die immer wieder diskutierte DE-Mail eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um einen Postfach- und Versanddienst auf elektronischer Basis, der die Schnelligkeit der E-Mail mit der Sicherheit und Verbindlichkeit der Briefpost verbindet, indem durch eine elektronische Unterschrift eine eindeutige Identifizierung stattfindet. Anbieter von DE-Mail müssen Zulassungs- und Prüfungsverfahren beim Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik durchlaufen.
Das war’s; nicht mehr.
Mit anderen Worten:
Vom #IT-Planungsrat veröffentlichte Studie "digitale Zukunftspfade" gibt dem #nPA schlechte Noten: http://t.co/luNCEtPxg4 nix Inno-Motor
— Detlef Borchers (@dborch) November 4, 2013
Und einen noch, als Rausschmeißer: Der Satz
In Anbetracht [der aktuellen Spionageaffäre und] des mangelnden Datenschutzes von online gespeicherten oder versendeten Daten, der unter anderem durch ein Fehlen international abgestimmter Gesetzgebungen entsteht, stellt der Schutz bei E-Government, der durch das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik gewährleistet wird, eine Möglichkeit dar, dem Nutzer sein Vertrauen auf Online-Datenverkehr zurückzugeben.
ließ mich schmunzeln.