„De-Mail made in USA“ durch Beteiligung von CSC?

Wer schöne Verschwörungslinks liebt, konnte es schon Mitte Januar 2013 wissen: Die Bundesregierung verschafft sich regelmäßig IT-Sachverstand bei der Firma Computer Science Corporation (CSC), einem Hauptauftragnehmer von CIA und NSA.

Neu ist nun die Beteiligung von CSC auch an der Entwicklung der De-Mail. tagesschau.de berichtet (unter Rückgriff letztlich auf die Recherchen des NDR zum „geheimen Krieg“):

 Außerdem war die Firma am Projekt De-Mail für den sicheren e-Mailverkehr beteiligt – das geht aus einem internen Papier des Innenministeriums hervor, dass [sic] NDR und „SZ“ vorliegt.

Mehr Informationen enthält leider auch der Beitrag der Süddeutschen Zeitung nicht.

Genug Freiraum also für viel Phantasie:

Ja, richtig gelesen: Die angeblich so hochsichere De-Mail wurde vom gleichen IT-Dienstleister mitentwickelt, der auch E-Mail-Spionagesoftware für die NSA programmiert! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das dürfte der Todesstoß für den De-Mail-Quatsch sein.

Auch Thomas Stadler raunt letztlich nur „Spionage“, fragt aber zu Recht:

Ist unsere Bundesregierung tatsächlich so schlecht informiert und blauäugig? Oder nutzt man die zweifelhafte Expertise von CSC in Kenntnis aller Umstände? Jede der beiden Alternativen muss uns Angst machen.

Wolfgang Ksoll bleibt auf dem Teppich:

Was fehlt, ist der Hinweis, dass an nPA und De-Mail nichts geheimes ist, sondern im Gegenteil zur Vertrauensbildung alles offen gelegt ist. (Und trotzdem nutzt den Krempel keiner)…

 Ist der Bund etwa Betreiber von De-Mail oder liegen die Daten nach wie vor bei Telekom, GMX? Und sowohl nPA als auch De-Mail mangelt es an Nutzern und Nutzen (das ist in der Tat heikel).

Ich hätte gern das „interne Papier des Innenministeriums, das NDR und ‚SZ‘ vorliegt“. Ich fürchte, viel Spektakuläres wird sich daraus nicht ziehen lassen. Sonst hätten „NDR und ‚SZ'“ das schon längst getan.

[Nachtrag 2013-11-18] Netzpolitik.Org weiß mehr:

Weitaus delikater ist wohl die Mitarbeit von CSC bei der Einführung von “De-Mail”. Noch bis 2012 war die Firma mit der “Unterstützung bei der Fachkommunikation” befasst. Wie beim biometrischen Ausweis folgten mehrere Studien zur “Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanzmanagement”. Ein Vorhaben “Projektunterstützung De-Mail” läuft noch bis März 2014. Das “Kompetenzzentrum De-Mail” wird bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beraten.

und verweist hierfür auf die Bundestags-Drucksache 17/14647 mit der Antwort des BMI auf eine Kleine Anfrage der LINKEN über das „Ausmaß der Vergabe von Aufträgen der Bundesregierung an externe Dritte“. Darin taucht tatsächlich die CSC Deutschland Solutions GmbH in Verbndung mit De-Mail auf:

CSC Deutschland Solutions GmbH Unterstützung Projektkommunikation (EGovernment, De-Mail) Jul 2009 – Jan 2010
CSC Deutschland Solutions GmbH Bürgerportal/De-Mail Öffentlichkeitsarbeit/Unterstützung der Projektkommunikation 2010; Jan – Dez 2011
CSC Deutschland Solutions GmbH Unterstützung bei der Fachkommunikation Neuer Personalausweis und De-Mail 06.02.2012 – Okt 2012
CSC Deutschland Solutions GmbH De-Mail Unterstützung Projektkommunikation 17.01.2011 – 29.02.2012
CSC Deutschland Solutions GmbH Hilfestellung Fachkommunikation und Projektunterstützung De-Mail 13.2.2012 – 31.3.2014
CSC Deutschland Solutions GmbH externe Unterstützung Kompetenzzentrum De-Mail, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit [D2-06-1] 01.01. – 31.05.2010

Das wird doch hoffentlich nicht das hochgeheime „Papier des Innenministeriums“ sein, von dem oben die Rede war?

[/Nachtrag]