Jetzt geht es wirklich los mit dem, wie es die auf allen Kanälen ventilierte dpa-Meldung formuliert, „bislang nur mäßig erfolgreichen E-Mail-System De-Mail“. Denn das BMI hat, so jubelt es in seiner Pressemitteilung ebenso wie etwa United Internet als Anbieter,
die in der Digitalen Agenda der Bundesregierung beschlossene „Arbeitsgemeinschaft De-Mail“
gegründet,
um De-Mail flächendeckend einzuführen.
Sie soll
hierzu konkrete Maßnahmen identifizieren und deren Umsetzung vorantreiben.
Die Arbeitsgemeinschaft will künftig Behörden, Firmen und insbesondere Privatpersonen über eine eigene Kommunikationsplattform zu De-Mail informieren. Die Plattform wird anbieterneutral konkrete Fragen beantworten, Unterstützung bei der Einführung von De-Mail bieten und bereits heute existierende Anwendungsbeispiele vorstellen.
Ganz sicher: Das wird die nach der Selbstdarstellung ohnehin höchst dynamische Entwicklung („2000 Städte und Gemeinden für das Digitalbriefsystem gewonnen, jeden Monat kommen 200 dazu. 70 Prozent der Bundesbürger können ihre öffentliche Verwaltung inzwischen per De-Mail erreichen.“) noch einmal kräftig verstärken.
Wie schön. Denn ich kenne keinen, der das System nutzt, nicht einmal beruflich. Das geht wohl auch anderen Berichterstattern so:
[De-Mail] wird also noch so gut wie nicht genutzt. (FAZ)
De Maizière räumte zugleich ein, dass der Gebrauch der De-Mail „noch nicht ganz zufriedenstellt“. So fehle es bislang an Anwendungen. (golem)
Oder, wie immer prägnant, Detlef Borchers auf heise.de:
Insgesamt wird diese Form der authentifizierten Mail-Übertragung jedoch noch sehr wenig genutzt. Die Frage nach Visitenkarten mit einer De-Mail-Adresse sorgte selbst auf dem so IT-affinen Gipfel für befremdetes Kopfschütteln.
[Nachtrag 2014-10-24] Spiegel Onlines SPAM formuliert es so:
Auch Jahre nach der Einführung bleibt ja jeglicher Erfolg der De-Mail komplett aus. Nicht nur verwendet sie kaum jemand. Es soll in Deutschland auch nur circa 5,2 Personen geben, die den Grundgedanken der De-Mail manchmal für Sekunden glauben entschlüsselt zu haben…
[Es] wurde jetzt eine neue Arbeitsgemeinschaft zur De-Mail gegründet. Diese soll das Projekt mit großem Furor möglichst zu einem noch größeren Misserfolg führen und – laut Innenminister de Maizière – prüfen, inwieweit sich die De-Mail für die Versendung von Nacktbildern eigne. Derweil erklärte die pfiffige Bundeskanzlerin auf dem IT-Gipfel, sie habe im Silicon Valley erfahren, dass vor vielen großen Erfolgen oft sehr viele Misserfolge stünden. Deshalb wird die De-Mail wohl über kurz oder lang Facebook, Google und Amazon ablösen.
[/Nachtrag]
[Nachtrag 2014-10-27] Und Hal Faber kommentiert in Was war. Was wird.:
Auf dem IT-Gipfel wurde dem armen alten Pferd De-Mail ein kräftiger Tritt verpasst, doch bitte weiterzulahmen, so ohne Verschlüsselung per default, beäugt vom misstrauisch gewordenen Bürgern. Dank der Bemühungen von NSA, BND und Co. wird dem Klepper nicht getraut: Seit vier Monaten ist Dresden De-Mail-City. Jeder der 530.000 Bürger kann dort eine De-Mail-Adresse haben und bekommt noch einen Einkaufsgutschein dazu. Das Resultat: 40 De-Mails wurden in der De-Mail-City registriert, rund um die Uhr.
Die Zahl stammt aus der (verlinkten) Antwort der Oberbürgermeisterin auf eine mündliche Anfrage der Fraktion DIE LINKE. Diese enthält weitere interessante Angaben, die einen eigenen kurzen Beitrag wert sind. [/Nachtrag]