Kommt die elektronische Verfassungsbeschwerde?

Update zu Keine Verfassungsbeschwerde per De-Mail:

Die Anwaltschaft ist zu Recht angefressen:

Auch wir erwarten die Übermittlung elektronischer Dokumente. Es ist nicht einzusehen, dass die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte und andere professionell Einreichende noch Jahre zuwarten müssen, bis die Gerichte flächendeckend selbst nur noch elektronische Dokumente übermitteln. Wir sind nicht in Vorleistung gegangen, um richterliche Druckstraßen zu beliefern!

Martin Schafhausen, „Die Anwalt­schaft hat gelie­fert, wo bleibt die Justiz?“, LTO vom 14. Juni 2022

Das betrifft auch die Verfassungsbeschwerde:

Mit der Kutsche zum BVerfG?

Auch wenn es regelmäßig nicht zur täglichen Routine gehört, Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht (BVerfG) oder den Landesverfassungsgerichten zu führen, scheint es anachronistisch, dass die Verfassungsgerichte nicht über die in den anderen Verfahrensordnungen genannten sicheren Übermittlungswege zu erreichen sind. Auch dies sollte sich zeitnah ändern.

Martin Schafhausen, „Die Anwalt­schaft hat gelie­fert, wo bleibt die Justiz?“, LTO vom 14. Juni 2022

Und die Politik hat gehört! Schreibt LTO:

Überzeugt hat Schafhausen mit seiner Kritik nun offenbar die Grünen im Bundestag. Deren Parlamentarischer Geschäftsführer und frühere Hamburger Justizsenator Dr. Till Steffen hat sich mit einem Schreiben an Bundesjustizminister Marco Buschmann gewandt. Mit der „dringlichen Bitte“, das BVerfG ins digitale Zeitalter zu versetzen.
Auch beim BVerfG, so der Jurist, müssten daher künftig die Einreichung von Verfassungsbeschwerden „per beA, E-Mail oder DE-Mail“ möglich sein.

„Sie werden mir wohl zustimmen, dass die Übermittlung per Post oder Telefax mit den Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag, hinsichtlich des modernen, leistungsfähigen Staates, nicht in Einklang zu bringen ist. Es ist nicht ersichtlich, weshalb die Kommunikation per beA für Amts-, Landes- und Bundesgerichte verpflichtend ist, wenn das Bundesverfassungsgericht, als höchstes deutsches Gericht, nicht einmal die Möglichkeit zur digitalen Übermittlung bietet“, schreibt Steffen.

Hasso Suliak, Schrift­sätze nach Karls­ruhe bald per beA und E-Mail?, LTO vom 20.10.2022

Die LTO hat vorsorglich schon einmal die De-Mail aus der Liste der Zugangswege gekürzt, die Steffen nennt. Zumindest im Titel.