E-Government: die Glücksritter stehen bereit

Das E-Government-Gesetz ist beschlossen und tritt alsbald in Kraft. Zeit, um übers Geschäft zu reden:

Der öffentliche Sektor ist die Branche mit den größten IT-Ausgaben. Weder Banken noch das verarbeitende Gewerbe investieren in Deutschland mehr in Informationstechnik und Telekommunikation.

Damit überschreibt Johannes Klostermeier seine Beiträge für CIO.de. Und siehe: Auch De-Mail kann ein Geschäft sein. Für einen Anbieter wie Mentana Claimsoft etwa, der die (im Umfang nicht mitgeteilte) Ausschreibung der Rentenversicherung Bund für ein De-Mail-Gateway gewonnen hat. Oder für Unternehmensberater wie BearingPoint (nach der Selbstbeschreibung in der Wikipedia „eine unabhängige Management- und Technologieberatung[, die] in Europa zu den führenden Management- und Technologieberatungsgesellschaften [gehört]“). Sie haben eine hübsch bebilderte Präsentation erstellt, in der sie die Ergebnisse einer „Blitzumfage“ auswerten: Von 1.100 Angeschriebenen in Bund, Ländern und Kommunen antworteten 180 binnen kurzer Zeit. Klostermeier fasst die Pressemitteilung von BearingPoint zusammen:

 Demnach begrüßen die Befragten mehrheitlich das Gesetz: 89 Prozent denken, dass die deutsche Wirtschaft von dem durch das Gesetz geregelten Ausbau von E-Government profitieren wird, 83 Prozent erwarten einen deutlichen Nutzen für die öffentliche Verwaltung und mehr als 70 Prozent erwarten einen maßgeblichen Modernisierungsschub für die eigene Behörde.

Weiterhin glauben über zwei Drittel an eine bessere Verknüpfung mit der technischen Infrastruktur der Wirtschaft, was zu effizienteren Verwaltungsverfahren für Unternehmen und Behörden beitragen kann. …

Damit sich die erwarteten Vorteile einstellen, besteht für die Behörden allerdings noch Handlungsbedarf: 78 Prozent der Befragten sehen in der Finanzierung der Gesetzesfolgen die größte Herausforderung. Die angestrebte Modernisierung der Verwaltung erfordert Investitionen in die Behörden-IT und die Reorganisation der Verwaltungsprozesse, die in den Behördenhaushalten berücksichtigt werden müssen.

Wo möglich, werden zentrale E-Government-Angebote gefordert, die behördenübergreifend genutzt werden können. Auch die Bereitstellung des erforderlichen Fachpersonals zur Umsetzung des Gesetzes betrachtet mit 77 Prozent eine deutliche Mehrheit der Befragten als große Herausforderung.

Doch Kosten, Schmosten! Schon die Berater von BearingPoint sehen da kein so großes Problem. Und schließlich lässt sich das doch sicher irgendwie refinanzieren.  Exportpotential!

Vielmehr wird in diesem Zusammenhang auch das Exportpotenzial deutscher E-Government-Lösungen wahrgenommen, da bei den europäischen Nachbarn wie Frankreich, Großbritannien oder Polen bislang noch keine vergleichbare rechtliche Grundlage oder vergleichbare technische Infrastrukturen etwa für sichere elektronische Identitäten bestehen.

Ich habe da meine Zweifel.