„Geschenkt noch zu teuer“?

März 2013:

Auf der CeBIT hat das Unternehmen 1&1 (Halle 7, Stand B50) mit den Marken Web.de und GMX am Dienstag die De-Mail-Zertifizierungsurkunde des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Damit steht De-Mail für 65 Prozent aller deutschen E-Mail-Postfächer zur Verfügung. Der ausschließlich für Privatkunden gedachte Dienst beinhaltet 10 kostenfreie De-Mails, ab der 11. Mail werden 39 Cent für einen Standardbrief fällig.

März 2014:

Die United-Internet-Konzernschwestern GMX und Web.de (Halle 7, Stand A58) gestehen den De-Mail-Nutzern unter ihren Kunden ab sofort Versand und Empfang einer unbegrenzten Zahl von De-Mails zu. Vor einem Jahr hatten die beiden Mailanbieter das Freikontingent zum Start der CeBIT von fünf auf zehn De-Mails verdoppelt. ….

Geld verdienen die De-Mail-Anbieter vermutlich vor allem mit professionellen Nutzern, die De-Mail als mögliches Ersatzmedium für die Briefpost betrachten.

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Schnipsel Februar 2014

Diese Nachrichten lassen sich wohl auf folgenden gemeinsamen Nenner bringen: Die De-Mail ist noch immer hoffnungslos unbeliebt, da helfen weder Tricksereien noch vollmundige Beschwörungen. Doch es gibt da einen Lichtblick – die Politik beginnt womöglich zu verstehen.

* * *

Thomas Heuzeroth befragt für die „Welt am Sonntag“ United-Internet-Chef Ralph Dommermuth, „Deutschlands einzigen Internet-Milliardär“. Und hätte große Mühe, seine offenbar tiefempfundenen Ehrfurcht und Begeisterung zu verbergen. Stattdessen schmeichelt er dem Gegenüber schamlos. Der bedankt sich höflich mit einer kleinen Lüge über die vermeintliche Seriosität von welt.de.

Fühlen Sie sich eigentlich sicher, wenn Sie im Internet unterwegs sind?

Es kommt darauf an, wo ich mich bewege. Wenn ich auf der Webseite der Welt online bin, habe ich auf jeden Fall ein gutes Gefühl.

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„Bullshit made in Germany“

Linus Neumann, Experte des von den Grünen benannten CCC in den Anhörungen zum E-Government- und zum E-Justiz-Gesetz, berichtet in seinem unterhaltsamen Vortrag auf dem 30. Chaos Communication Congress 30c3 unter anderem von eben diesen Anhörungen. Er vertieft in den knapp 40 Minuten, in denen er sich mit De-Mail befasst, seine Kritik an der vermeintlichen „Sicherheit“ und „Nachvollziehbarkeit“ der De-Mail. Stefan Krempel fasst – ganz ähnlich wie Kai Biermann auf ZEIT Online – den Vortrag bei heise.de wie folgt zusammen:

Bei De-Mail habe sich die Politik jahrelang „mit Händen und Füßen“ gegen eine durchgehende Verschlüsselung gewehrt…

De-Mail hätte laut Neumann zudem prinzipiell die beste Möglichkeit geboten, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung standardmäßig zu implementieren und so für alle Nutzer leicht anwendbar zu machen. Dies erkläre aber auch bereits, warum es anders gekommen sei. Die eigentlichen Ziele, die die Politik mit dem Dienst verfolge, bestünden in der Wirtschaftsförderung und dem Erhalt der Abhörbarkeit der Kommunikation.

Mit dem vorgesehenen Virenscan beim Anbieter werde eine kurzfristige Entschlüsselung von De-Mails erlaubt, erläuterte Neumann seine Bedenken. Die elektronischen Briefe lägen auf den Servern so „faktisch unverschlüsselt“, was er bei einer Anhörung im Bundestag zum späteren E-Government-Gesetz im März auch klar gemacht habe. Die Abgeordneten hätten sich davon aber nicht beeindrucken lassen und „für jedes technische Problem eine juristische Lösung“ gefunden.

Letztlich bezeichnete der Hacker De-Mail so als „Traum für das Bundeskriminalamt und den Verfassungsschutz“, da sich für sie die „Spam-Problematik“ löse und die Behörden gezielter ermitteln und spionieren könnten. Letztlich habe der Gesetzgeber De-Mails mit dem E-Justiz-Gesetz gar für rechtsverbindlich erklärt, „weil sie vom Anbieter signiert werden“. Gemäß dieser Logik müsste auch jeder Brief als Beweismittel vor Gericht anerkannt werden, den die Post „für mich unterschreibt“.

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Frohes 2014!

Vor genau einem Jahr hieß es an dieser Stelle:

[De-Mail] ist weiterhin ein Projekt und (noch) kein funktionierendes Produkt. Oder, noch etwas düsterer: Die Anbieter haben schwach angefangen, scheinen dafür aber stärker nachzulassen.

Damals prophezeite Andreas Schumann:

1. Welche Auswirkungen hat der Wechsel im Vorstand auf das De-Mail Angebot de Telekom? – Ich vermute, dass das teure und bzgl. der Ertragsaussichten (Zeitpunkt und Höhe) unsichere Projekt weniger Ressourcen bekommt.

2. Welche und wieviele Unternehmen und Behörden sind per De-Mail und dazugehörigen sinnvollen Anwendungen für Verbraucher erreichbar? – Ich vermute, dass Ende nächstem Jahr weniger als 100 Unternehmen und Behörden sinnvolle Anwendungen anbieten.

3. Wann wird United Internet als Anbieter zertifiziert und startet sein Angebot? – Ich schätze im März wird es soweit sein.

4. Wieviele Verbraucher können identifiziert werden und nutzen das Produkt aktiv? – Ich tippe auf max. 20.000 aktive Nutzer

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Post bald auch De-Mail-Anbieter?

Wie die FAZ berichtet, strebt die Deutsche Post jetzt doch eine Akkreditierung als De-Mail-Anbieter an:

Noch im Sommer hatte es so ausgesehen, als habe die Post das Rennen um den digitalen Behördenbrief endgültig verloren… Die Deutsche Post dagegen hat zwar Millionenbeträge in ihren E-Postbrief gesteckt. Doch weil er nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht, schaut der Konzern bei der digitalen Behördenpost in die Röhre. Nun versucht er einen neuen Anlauf. „Wir befinden uns in sehr vielversprechenden Gesprächen über die De-Mail-Zertifizierung“, sagte ein Sprecher dieser Zeitung.

Die vermeintlichen rechtlichen Probleme rund um das Identifizierungsverfahren PostIdent scheinen wohl doch lösbar zu sein.

Die Post erwartet sich – ebenso wie die anderen Anbieter – einen Millionenmarkt:

„Wir haben immer gesagt, dass wir unsere Pläne wieder aus der Schublade holen, wenn wir eine verstärkte Kundennachfrage sehen“, sagte der Postsprecher nun.

Besonders Großunternehmen und Verwaltungen zeigten Interesse an den möglichen Einsparungen von Druckkosten und Porto.

Das setzt allerdings voraus, dass auch die Verbraucher mitspielen und massenhaft De-Mail-Konten eröffnen. Doch auf dieser Seite wächst die Nachfrage nur verhalten. Viele Privatleute sehen keinen Nutzen in einem kostenpflichtigen E-Mail-Dienst.

Die Kommentare im heise-Forum unter dem Bericht Detlef Borchers‘ entsprechen dem.

De-Mail bald Ende zu Ende verschlüsselt?

Die neuesten Gerüchte sind immer spannender als die älteren, doch das hier klingt wahrlich sensationell (verhältnismäßig): Gehört zu den Plänen der Großen Koalition auch eine alsbaldige Ende-Ende-Verschlüsselung der De-Mail?

Der von Malte Spitz „geleakte“ „Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD“ im „1. Entwurf (Stand 24.11. 20:00)“ lässt das vermuten. Er enthält folgende Passagen betreffend De-Mail:

(ab Zeile 6755) Die Weiterentwicklung und Verbreitung von Chipkartenlesegeräten, Kryptographie, DE-Mail und sicheren Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen sowie vertrauenswürdiger Hard- und Software gilt es erheblich auszubauen. IT-Hersteller und -Diensteanbieter sollen für Datenschutz- und IT-Sicherheitsmängel ihrer Produkte haften.

Vor allem aber:

(ab Zeile 6955) Voraussetzung für die Akzeptanz elektronischer Behördendienste sind Datenschutz und Sicherheit der Kommunikation und Angebote. Die Kommunikation muss daher sicher sein. Wir werden die Weiterentwicklung von DE-Mail dahingehend forcieren, dass bestehende Sicherheitslücken bei der Verschlüsselung geschlossen werden und dieses Angebot damit für die Bürgerinnen und Bürger ein geeignetes Mittel der Datenübertragung wird. Die Identifizierungsfunktion des neuen Personalausweises und die Nutzung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen sind grundsätzlich anzuwenden.

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Pläne der Großen Koalition für De-Mail?

Zeit Online zitiert aus dem Ergebnispapier „Digitale Agenda für Deutschland 2013“ der Verhandlungen der Großkoalitionäre:

Stichwort E-Government: Im Koalitionsvertrag soll der Satz stehen: „Die Identifizierungsfunktion des neuen Personalausweises, die sichere Kommunikation über De-Mail und die Nutzung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind deshalb anzuwenden.“

und erläutert:

Damit erklärt auch die Große Koalition die De-Mail kurzerhand für „sicher“, wie es schon Schwarz-Gelb mit dem E-Government-Gesetz getan hat. Darin heißt es, die kurzzeitige Entschlüsselung einer De-Mail beim Provider zur Abwehr von Spam widerspreche nicht dem Verschlüsselungsgebot. Der Chaos Computer Club hatte das in der Debatte im Frühjahr als „Witz“ bezeichnet und darauf hingewiesen, dass nur echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sicher sei.

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Erste Zahlen zu United Internets De-Mail-Nutzern

Der Neun-Monats-Bericht von United Internet über die Entwicklung von Januar bis September 2013 nennt erste Zahlen zum Geschäft mit der De-Mail:

Nach der am 5. März 2013 erhaltenen Akkreditierung waren zum 30. September 2013 insgesamt 420.000 De-Mail-Nutzungsverträge geschlossen, von denen 170.000 Nutzer abschließend identifiziert und freigeschaltet werden konnten.

Wie viele von diesen den Dienst tatsächlich nutzen, teilt der Bericht nicht mit.

„De-Mail made in USA“ durch Beteiligung von CSC?

Wer schöne Verschwörungslinks liebt, konnte es schon Mitte Januar 2013 wissen: Die Bundesregierung verschafft sich regelmäßig IT-Sachverstand bei der Firma Computer Science Corporation (CSC), einem Hauptauftragnehmer von CIA und NSA.

Neu ist nun die Beteiligung von CSC auch an der Entwicklung der De-Mail. tagesschau.de berichtet (unter Rückgriff letztlich auf die Recherchen des NDR zum „geheimen Krieg“):

 Außerdem war die Firma am Projekt De-Mail für den sicheren e-Mailverkehr beteiligt – das geht aus einem internen Papier des Innenministeriums hervor, dass [sic] NDR und „SZ“ vorliegt.

Mehr Informationen enthält leider auch der Beitrag der Süddeutschen Zeitung nicht.

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